Geheimdienste verwenden seit Jahren die Kommunikations-Analyse (wer mit wem spricht), um die Struktur von Organisationen aufzudecken. Damit gelingt es, automatisiert umfangreiche Informationen zu beschaffen, ohne die Verschlüsselung von Inhalten knacken zu müssen.
Auch ohne Kenntnis der Gesprächs- oder Nachrichteninhalte – die nur durch Hineinhören zu erlangen wäre – lässt sich allein aus dem zeitlichen Kontext und der Reihenfolge des Kommunikationsflusses eine hohe Informationsgüte extrahieren, nahezu vollautomatisch. (Frank Rieger)
Die Verwendung der Daten demonstriert das Projekt "Gegenwirken" der niederländischen Geheim­dienste. In regierungskritischen Organisationen werden die Aktivisten identifiziert, deren Engagement für die Gruppe wesentlich ist. Für die Kommunikations­analyse nötige Daten werden dabei u.a. mit systematisch illegalen Zugriffen gewonnen. Die identifizierten Aktivisten werden mit kleinen Schikanen beschäftigt, um die Arbeit der Gruppe zu schwächen. Das Spektrum reicht von ständigen Steuer­prüfungen bis zu Hausdurch­suchungen bei harmlosen Bagatell­delikten. Gibt es das auch in Deutschland? [1], [2]
Durch Beeinträchtigung der Handlungsfähigkeit einer einzelnen Person kann dann mit minimalem Aufwand die Wirksamkeit einer ganzen Gruppe oder Bewegung behindert werden. (Die Vorrats­daten­speicherung und der Panoptismus, Uni Tübingen, 2011)

Zivile Kommunikations-Analyse

Zunehmend wird auch im zivilen Bereich diese Analyse eingesetzt. Das Ziel ist es, Meinungs­macher und kreative Köpfe in Gruppen zu identifizieren, gezielt mit Werbung anzusprechen oder sie zu manipulieren. Im Gegensatz zu den Diensten haben Unter­nehmen meist keinen Zugriff auf Verbindungs­daten von Telefon, E-Mail oder Messaging Diensten. Es werden öffentlich zugängliche Daten gesammelt. Facebook und Twitter bietet ein umfang­reichen Daten­pool oder die Kommentare in Blogs und Foren. Teilweise werden von Unternehmen gezielt Blogs und Foren zu bestimmten Themen aufgesetzt, um Daten zu generieren.

Wie man die Freundschaftsbeziehungen in sozialen Netzen wie Facebook analysieren kann, um homo­sexuelle Orientierung zu erkennen, haben ehemalige Studenten des MIT mit Gaydar - die Schulenfalle demonstriert. Die TU Berlin hat zusammen mit der Wirtschafts­universität Wien erfolg­versprechende Ergebnisse zur Raster­fahndung nach Meinungs­machern veröffentlicht.