Braucht man das Ding wirklich oder ist nur ein nettes Lifestyle Gadget? Für den Berliner Medientheoretiker und Philosophen Byung-Chul Han sind Smartphones das wesentliche Element zur Kontrolle der Bevölkerung im Zeitalter der Psychomacht:Wenn mir früher jemand gesagt hätte, ich würde freiwillig eine Wanze mit mir herum tragen und sie auch noch selbst aufladen, dann hätte ich laut gelacht.
Heute habe ich ein Smartphone. (Verfasser unbekannt)
Jede Herrschaftstechnik bringt eigene Devotionalien hervor, die zur Unterwerfung eingesetzt werden. Sie materialisieren und stabilisieren die Herrschaft ... Das Smartphone ist eine digitale Devotionalie, ja die Devotionalie des "Digitalen" überhaupt. Es funktioniert wie der Rosenkranz. Beide dienen der Selbstprüfung und Selbstkontrolle. "Like" ist das digitale Amen. Das Smartphone ist nicht nur ein effizienter Überwachungsapparat, sondern auch ein mobiler Beichtstuhl. Facebook ist die Kirche, die globale Synagoge.
(Für manche Leute ist es Facebook, für andere Instagram, TikTok oder Twittter oder… – aber immer ist man online und immer auf der Jagd nach "Likes"… )
Mit der Verbreitung von Smartphones entstanden neue Gefahren für die Privatsphäre, die deutlich über die Gefahren durch datensammelnde Webseiten wie Google hinaus gehen.
Da wir die handliche Wanze immer mit uns umher tragen und unterwegs nutzen, ist es möglich, komplexe Bewegungsprofile zu erstellen und uns bei Bedarf zu lokalisieren. Stephen Lawson fasst die technischen Details zusammen: 10 Wege für ein Smartphone, um den Standort zu ermitteln. Greg Skibiski (CEO der Firma Sense Networks) beschrieb 2009 seine Vision von einer Zukunft mit breiter Auswertung der via Smartphone gesammelten Daten im Interview wie folgt:Es entsteht ein fast vollständiges Modell. Mit der Beobachtung dieser Signale kann man ganze Firmen, ganze Städte, eine ganze Gesellschaft röntgen.10 Jahre später sind die Vision von Greg Skibiski Wirklichkeit. Bewegungsdaten von Smartphones werden im Corona-Jahr 2020 routiniert verwendet, um die Bevölkerung zu durchleuchten und mehr oder weniger interessante Analysen zu veröffentlichen:
Man könnte natürlich den braven Bürger simulieren und das Smartphone zuhause lassen, wenn es nicht so schwer fallen würde, auf das kleine Gadget für kurze Zeit zu verzichten.
Der CSU Politiker u. Brandl schlägt in einem Interview beim Bayrischen Rundfunk vor, auf die Anonymisierung der Mobilfunkdaten zu verzichten und die Bewegungsdaten aller Bürger der Polizei zur Auswertung und zur Durchsetzung von Ausgangsbeschränkungen zu Verfügung zu stellen, insbesondere um die Einhaltung der 15km-Regel durchzusetzen.
Wir müssen einfach mehr Mut haben, dass man die digitalen Möglichkeiten nutzt.
Den Mut, die neuen digitalen Möglichkeiten zu nutzen, hatte die NSA schon vor 20 Jahren.
Forscher der Universität Stanford kamen durch Auswertung der Standortdaten von Mobiltelefonen von 100 Mio. Menschen in 10 großen US-Städten zu der Erkenntnis, das sich die Ansteckungsgefahr mit Corona in Restaurants um 80% verringern würde, wenn die Restaurants 80% weniger Plätze anbieten würden.
Gleichzeitig würde sich der Umsatz der Restaurants um 42% reduzieren, was evtl. nicht mehr kostendeckend wäre aber besser als eine vollständige Schließung.