Anzahl der Cookies | |
2009 | 3.602 |
2011 | 5.675 |
2012 | 6.485 |
2015 | 12.857 |
Nutzung von EverCookies | |
2011 | 19% der Webseiten |
2012 | 34% der Webseiten |
2015 | 76% der Webseiten |
Browserfingerprinting wird auf 25% der TOP10.000 Websites eingesetzt, insbesondere bei News- und Shopping-Webseiten (Stand: 2020).
Die Google-Familie ist unangefochten Nummer Eins. 37% der weltweiten Umsätze in der Onlinewerbung werden durch diese Gruppe erzielt (2018). Zum Google Imperium gehören die Firmen YouTube, DoubleClick mit falkad.net, FeedBurner, Springs, Adscape, AdMob, Teracent, Invite Media, Admeld, Adelphic, Wildfire Interactive.
Nach dem OpenWPM Report von 2016 gehören die TOP5 Tracking Dienste alle zur Google Familie und von den TOP20 Tracking Diensten gehören 12 zum Google Imperium. Die folgende Tabelle zeigt, wie das Google Tracking Imperium seine Präsenz auf den 1000 populärsten Webseiten ausbaute:
Trackingelemente der Google-Familie | |
2005 | auf 7% der Webseiten |
2006 | auf 16% der Webseiten |
2008 | auf 55% der Webseiten |
2012 | auf 74% der Webseiten |
2015 | auf 92% der Webseiten |
Auf dem 3. Platz folgt Amazon mit 4,6% Marktanteil (2018, Tendenz steigend). Der Vorteil von Amazon ist die detaillierte Kenntnis des Konsumverhaltens der Kunden.
Amazon kann am besten erkennen, welche Kunden in Kaufstimmung sind und diese Kunden gezielt auf unterschiedlichen Kanäles ansprechen.
Dank Nests eingebauter Sensoren weiß Google jetzt, wann Sie zuhause sind, in welchem Raum Sie sich aufhalten und dank der Feuchtigkeitssensoren im Schlafzimmer auch, wie oft, wie lange und wie leidenschaftlich Sie Sex haben. (M. Morgenroth)
Alle Datensammlungen wecken natürlich Begehrlichkeiten bei den Geheimdiensten und Strafverfolgern. Leider ist wenig konkretes darüber bekannt. Bei der Anhörung des US Senate Commerce Committee zu den Probleme von Online-Tracking im Juni 2012 sagte B. Liodice als Vertreter der Werbeindustrie, dass das Tracking des Surfverhaltens der Internetnutzer für die Sicherheit der USA wichtig und notwendig ist.
Die EFF.org kommentierte:In yesterday's Senate hearing, we heard the advertising industry admit that their near-ubiquitous online tracking program is being used for issues that are the purview of law enforcement.Durch die Snowden-Dokumente wurden einige konkrete Beispiele bekannt.
Von der Politik ist wenig Unterstützung für Datenschutz zu erwarten.
Wie unsere Bundeskanzlerin mehrfach betont hat, leben wir in einer "marktkonformen Demokratie". Die Demokratie hat sich also marktkonform anzupassen und in erster Linie den sogenannten Wertschöpfungen nicht im Wege zu stehen. Neben den "Finanzprodukten" aus dem Bankensektor (die nichts weiter sind als Umverteilung von Geld) gilt jetzt auch das Sammeln und Auswerten von privaten Daten als eine Art Wertschöpfung, die neue Produkte ermöglicht, über die die Kunden mehrheitlich erfreut sein sollen.
Die eigentliche Musik wird stattfinden jetzt in der Debatte um die Datenschutzgrundverordnung, um das Big Data Management, und da müssen wir aufpassen, dass wir in Europa nicht ein klein wenig schizophren sind. Wir haben das schöne Safe Harbor Abkommen mit den Vereinigten Staaten von Amerika, das heißt, es können alle Daten aus Europa nach Amerika geschickt werden und dort zu neuen Produkten verarbeitet werden, und der europäische Kunde ist froh, mit diesen Produkten dann hantieren zu können. Wir müssen es schaffen, ein solches Big Data Management zu machen, dass Wertschöpfung hier auch in Europa stattfinden kann.Auf dem IT-Gipfel 2016 in Saarbrücken hat Bundeskanzlerin Merkel diese Linie der Bundesregierung nochmal bekräftigt und sich vom Grundprinzip der Datensparsamkeit als Leitlinie verabschiedet. Sie sagte wörtlich:
Denn das Prinzip der Datensparsamkeit, wie wir es vor vielen Jahren hatten, kann heute nicht die generelle Leitschnur sein für die Entwicklung neuer Produkte.
Wir werden also zukünftig noch mehr auf Selbstschutz angewiesen sein, als bisher. Dieser Selbstschutz könnte zukünftig aber schwieriger werden.
In der Auseinandersetzung zwischen Werbewirtschaft und AdBlockern stellen sich Bundestag und Bundesrat auf die Seite der Werbewirtschaft. In dem Abschlussbericht der Bund-Länder-Kommission zur Medienkonvergenz (PDF) befasst sich ein eigenes Kapitel damit, wie sich Medien gegen den zunehmenden Einsatz von Werbeblockern schützen können. Ein gesetzliches Verbot von Werbeblockern wird diskutiert:... eine zeitnahe Prüfung durch Bund und Länder klären, ob im Hinblick auf die wirtschaftlichen Auswirkungen und damit verbundenen medienpolitischen Risiken gegebenenfalls eine gesetzliche Flankierung geboten ist.Unklar ist, wie ein solches Verbot umgesetzt und durchgesetzt werden kann. Nach Ansicht der Interessenvertreter der Werbeindustrie gibt es aber "einen rechts- und medienpolitischen Bedarf für ein gesetzliches Verbot von Ad-Blockern" und sie werden darin von führenden Regierungsmitgliedern unterstützt.
Der "Point of no Return" ist längst überschritten.
Am 06. Okt. 2015 hat der Europäische Gerichtshof (EuGH) das Safe Habour Abkommen für ungültig erklärt, dass bisher den Datentransfer in die USA erlaubte. Die Verquickung von Facebook mit den US-Geheimdiensten im Rahmen von PRISM spielte eine wesentliche Rolle bei der Urteilsfindung.
Google und Facebook haben daraufhin erklärt, dass sie auch ohne Safe Habour Abkommen so weitermachen wie bisher und die Daten europäischer Nutzer in die USA transferieren und dort verarbeiten werden. Sie sehen die EU-Standardvertragsklauseln nach Artikel 26, Absatz 2 der EU-Datenschutzrichtlinie von 1995 (EC95/46) als ausreichende Grundlage an. In dieser Ansicht werden sie von der EU-Kommision unterstützt.
Meiner Meinung nach haben die europäischen Regierungen und die EU keine andere Möglichkeit, als vor der Marktmacht der US-Konzerne zu kapitulieren. Wenn man Google & Co. das Sammeln von Daten über europäische Nutzer verbieten würde, dann könnten die US-Konzerne im Gegenzug den Zugriff auf ihre Dienste für europäische Nutzer sperren, da sie nicht mehr mit ihren Daten zur Finanzierung der Dienste beitragen. (Im kleineren Maßstab hat es Google beim Leistungsschutzrecht schon einmal demonstriert.)
Die Mehrheit der europäischen Nutzer würde es nicht akzeptieren, auf Facebook, Google, Youporn und Twitter, Microsoft Windows, Apples MacOS und iPhones sowie Android Smartphones usw. verzichten zu müssen. DAS wäre ein hinreichender Grund für einen Aufstand. Somit muss die EU-Kommission dem gemeinsamen Druck der US-Regierung und der US-Firmen nachgeben und ein Konstrukt finden, dass das Sammeln von Daten zur Finanzierung der Services und zur Auswertung durch die US-Geheimdienste (z. B. im Rahmen von PRISM) weiterhin erlaubt.
Dass das Privacy Shield Abkommen als Nachfolger von Safe Habour einer Kapitulation der EU beim Thema Datenschutz gleichkommt, konnte man erwarten und ist keine Überraschung.