Bitcoin ist eine digitale Peer-2-Peer Währung ohne zentrale Verwaltung. Sie ist unabhängig von der Geldpolitik einer Zentralbank und entwickelt sich marktgetrieben durch die Aktivitäten der Teilnehmer, die Bitcoin als Zahlungsmittel akzeptieren oder verwenden.

Die Wurzeln der ökonomischen Theorie dieser virtuellen Währung liegen in der "Austrian school of economics", die von den Ökonomen Eugen v. Böhm-Bawerk, Ludwig Mises und Friedrich A. Hayek entwickelt wurde. Die Ökonomen kritisierten das gegenwärtige System des Fiatgeldes der Zentral­banken. Sie sehen in den massiven, politisch motivierten Interventionen der Zentralbanken eine wesentliche Ursache für den Krisenzyklus. Als Ausweg empfehlen sie eine Internationalisierung der Währungen und die Rückkehr zum Goldstandard.

Gegenwärtig ist Bitcoin der populärste Versuch zur Umsetzung einer Währung in Anlehnung an die Konzepte der "Austrian school of economics". Die Software löst mit kryptografischen Methoden vor allem zwei Probleme. Das Kopieren und mehrfache Verwendung der Bits und Bytes, die ein Coin repräsentieren, ist innerhalb des Netzwerkes nicht möglich. Außerdem ist die Gesamtmenge der verfügbaren Coins limitiert.

Darauf aufbauend könnte man Bitcoin als Bezahlmethode verwenden. Über die Anonymität von Bitcoin gibt es viele Missverständnisse und Legenden. Alle Bitcoin Transaktionen werden im ewigen Logfile protokolliert, das öffentlich zugänglich ist. Das ist kein Designfehler sondern notwendig, um double spending zu verhindern.
  1. Forscher der TU Darmstadt haben auf dem 28C3 eine Analyse der Anonymität von Bitcoin vorgestellt. Eine weitere Analyse wurde von D. Ron und A. Shamir publiziert. Beide Analysen konnten scheinbar unabhängige Bitcoin Adressen zusammen führen und die IP-Adressen von Nutzern ermitteln. Dazu zählen beispielsweise Spender, die an Wikileaks via Bitcoin gespendet haben. Außerdem wurden Zahlen zur Bitcoin Nutzung von Wikileaks als Beispiel veröffentlicht. Bis März 2012 nutzte Wikileaks 83 Bitcoin Adressen und erhielt 2605,25 BTC von Unterstützern.
  2. In dem wiss. Paper Deanonymisation of clients in Bitcoin P2P network wird ein Angriff auf Netz­werk­ebene vorgestellt, der orthogonal zu den Angriffen auf die Blockchain ist und auch zur Deanonymiserung von Bitcoin Nutzern im Tor Netzwerk verwendet werden kann.
  3. In der Studie Deanonymizing Tor hidden service users through Bitcoin transactions analysis (PDF, 2019) konnten Forscher aus Katar durch Auswertung von Twitter Tweets und Postings im BitoinTalk Forum 125 Nutzer von Tor Onion Services identifizieren, die Bitcoin sowohl im Darknet als auch im normalen Internet verwendeten (mit unter­schiedlichen Bitcoin Adressen). Darunter waren unter anderem auch Nutzer von SilkRoad und The Pirate Bay, die nicht erfreut über diese Forschungs­ergebnisse waren.
  4. In der Anfangszeit von Bitcoin waren Mixing Services beliebt, um Transaktionen zu anonymisieren. Die Bitcoins wurden in kleinen Teilbeträgen über unterschiedliche Wallets geleitet, um Herkunft und Ziel einer Transaktion zu verschleiern. Aber auch die Einzelschritte werden in der öffentlichen Blockchain in Ewigkeit protokolliert. Wenn mehr und mehr Transaktionen durch einen Mixing Service verschleiert werden sollen, dann zeigt sich die Struktur des Mixing Service deutlich als stochastisches Muster und die Transaktionen können rückwirkend deanonymisiert werden.
    • 2013 wurden die Mixing Services von "BitLaundry" und "Blockchain.info" von der Universität Münster zerlegt.
    • 2019 wurde der Mixing Service "Helix" von den US-Strafverfogern in Kooperation mit der Firma Chainanalysis zerlegt und es wurde nachgewiesen, das der Dienst 350.000 Bitcoins aus kriminellen Aktivitäten gewaschen hat.
Die Forscher kommen zu dem Schluss, dass die Anonymität von Bitcoin in technischer Hinsicht geringer ist, als eine einfache Banküberweisung. Die Firma Chainanalysis bietet Banken, Strafverfolgung, Geheimdiensten eine API mit Real-Time Informationen zur Beobachtung aktuellen Transaktionen in der Blockchain und zur Überwachung von Bitcoin Finanz­strömen. Es ist möglich, scheinbar unabhängigen Bitcoin Adressen auf einen Nutzer zurück zu führen, Nutzer zu identifizieren oder known bad actors gezielt zu überwachen. Durch die Über­wachung der Bitcoin Finanz­ströme konnten Strafverfolgungs­behörden mehrfach Betreiber von kriminellen Websites im Darknet identifizieren und festnehmen.

In der Realität ist Bitcoin als Zahlungsmittel unbrauchbar geworden

  1. In den letzten Jahren ist Bitcoin zu einem Spekulationsobjekt geworden. Durch gezielt verursachte Währungsschwankungen, die durch einzelne Spekulaten mit hohem finanziellen Einsatz verursacht werden, ist der Kurs volantil. Wenn der Kurs in wenigen Wochen um 50% schwankt ist ein kalkulierter, kommerzieller Einsatz kaum möglich.
  2. Durch die teilweise intensiven Spekulationskäufe und -verkäufe bei Kursschwankungen steigen die Transaktionsgebühren. Im Dez. 2017 musste man für eine Transaktion zeitweise bis zu 100 US-Dollar als Gebühren zahlen um sicherzustellen, dass die Transaktion innerhalb einer vertretbaren Zeit in die Blockchain aufgenommen wird.

    Transaktionsgebühren von 15-20 US-Dollar gelten inzwischen als "normal". Damit liegen die Gebühren deutlich über den Kosten anderer Zahlungsmittel (Beispiel bei Fefe).
  3. Die Sicherheit vieler Bitcoin Markplätze liegt deutlich unter dem Niveau anderer Bezahl­dienste und Banken. Prominentestes Beispiel ist die Insolvenz von MtGox nachdem Bitcoins im Wert von 368,4 Millionen Euro verloren gingen. Möglicherweise handelte es sich dabei um einen Betrug der Betreiber. Auch die Betreiber der Börse MyCoin sind mit den Bitcoins der Kunden im Wert von 342 Mio. Euro verschunden.

    Weitere Beispiele sind die Börsen Flexcoin oder Poloniex oder die südkoreanische Bitcoin Börse Youbit, die alle nach virtuellem Bankraub geschlossen wurden.

    Die Bitcoins nur lokal in einem Wallet auf dem eigenen Rechner zu speichern ist auch nicht immer sicherer. So konnte im Jan. 2018 ein Angreifer mit ein bisschen Javascript Code in einer Webseite aus dem Browser heraus die Wallets von Electrum leer räumen.

  4. Der Wettkampf der Bitcoinminer beim Schürfen neuer Coins ist völlig außer Kontrolle geraten und ist ein sinnloser Einsatz von immer mehr Rechenleistung, um sich gegen­seitig zu übertrumpfen. Es ist nur noch eine gewaltige Energieverschwendung.

    Die Webseite Bitcoin Energy Consumption Index schätzte den Energieverbrauch im Nov. 2017 auf 30 Terrawattstunden pro Jahr (Energieverbrauch von Irland: 25 TWh, Marokko: 29 TWh oder Dänemark: 34 TWh jährlich). Ende Januar 2018 wurde der Energieverbrauch von Bitcoin auf 40 Terrawattstunden pro Jahr geschätzt, Tendenz weiter steigend. Wenn die Tendenz weiter anhält, könnte Bitcoin noch vor Ende des Jahres 2020 den Energieverbrauch der USA übertreffen ohne irgendeinen brauch­baren Nutzwert zu liefern außer Umverteilung von Geld durch Spekulation.

    (Auch wenn man die absoluten Zahlen zur Berechnung des Bitcoin Energy Consumption Index von Enthusiasten der Kryptowährung in Frage gestellt werden und man meint, es wären eher 10 TWh statt 30 TWh jährlich, kann man nicht leugnen, das Bitcoin Energie in gigantischem Ausmaß verbrennt für nichts.)

Schlussfolgerung: die real existierende Menschheit ist noch nicht in der Lage, mit einer Technologie wie Bitcoin umzugehen.

Alternative Kryptowährungen wie DodgeCoin, LiteCoin, IOTA oder Etherum lösen einige technische Probleme und führen neue technische Features ein. Das "Layer-8-Problem" bleibt weiter bestehen und wird nicht dadurch gelöst, das mehr Transaktionen schneller ausgeführt werden.

Gegenwärtig werden alternative Kryptowährungen überwiegend genutzt, um Spekulations­gewinne aus dem Bitcoinhandel zu parken, da diese Gewinne bei Umwandlung von Bitcoin in Euro bzw. Dollar besteuert werden. Das steigert die Nachfrage und den Kurs. Die Nutzung von Alt-Coins in der realen Ökonomie ist noch viel geringer als bei Bitcoin.